Drama im Schreiadler-Horst: Eierraub verhindert erfolgreiche Brut
Es schien ein Tag zu werden, wie jeder andere auch, seitdem das Schreiadler-Weibchen auf dem Ei saß und brütete. Bereits seit mehr als einem Monat wartete die Fan-Gemeinde auf den Nachwuchs. Am 12.06.2014 verließ der Schreiadler nachmittags plötzlich seinen Horst und ließ das Ei zurück. Er blieb aber hörbar in direkter Nähe des Horstes. Gegen 17 Uhr Ortszeit dann der Schreckmoment: Ein Kolkrabe nutzte einen offensichtlich unbeobachteten Moment und stahl das Ei. Jetzt ist der Horst leer.
Fast auf den Tag genau vor einem Jahr hatte es noch ganz anders ausgesehen. Nach 34 Tagen schlüpfte am 09.06.2013 das Schreiadler-Küken, das später Pepe getauft wurde und begeisterte eine ganze Nation – zahlreiche Medien und das ZDF-Morgenmagazin berichteten. Jetzt ist es aber traurige Gewissheit: 2014 wird es im wohl bekanntesten Schreiadler-Horst Europas keinen Nachwuchs geben.
Es ist das traurige Ende einer Brutsaison, die schon von Anfang an unter keinem guten Stern stand. So hatte es anfangs erst einen anderen Schreiadler-Horst gegeben, auf den die Netzgemeinde auf schreiadler.org blickte. Doch verließ das Brutpaar schon nach wenigen Tagen wieder den Horst – womöglich aufgrund von Nahrungsmangel nach einem sehr warmen, trockenen Frühling in Lettland. Kurzfristig wurde ein alternativer Schreiadler-Horst gefunden, der nun auch ohne Nachwuchs leer bleibt.
Bereits 2011 spielte sich ein ähnliches Schicksal in Lettland ab. Damals wurde das junge Küken von einem Baummarder gefressen. Der Verlust eines Kükens ist immer furchtbar, denn in Deutschland ist der Schreiadler mit seinen 110 Brutpaaren vom Aussterben bedroht. Mittlerweile lebt der Schreiadler nur noch in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Um 1900 war der Schreiadler noch flächendeckend in den nordöstlichen Bundesländern und sogar in Bayern anzutreffen.