Kainismus im Schreiadler-Horst

Die Gründe für Kainismus sind bis heute nicht abschließend geklärt. Das Phänomen ist unabhängig vom Ernährungszustand der Küken. Es könnte sein, dass das Zweitgeborene von der Natur als eine Art Reproduktionsreserve für besonders nahrungsreiche Jahre vorgesehen ist. In diesen extrem seltenen Fällen bleibt der Aggressionstrieb aus und beide Küken werden aufgezogen. Das Küken aus dem Adlerhorst herauszuholen, würde beide Jungvögel gefährden, denn Schreiadler reagieren sehr sensibel auf Störungen.

Schreiadler-Nachwuchs sucht Namen

Der Schreiadler-Nachwuchs ist jetzt zehn Tage alt und soll einen Namen bekommen. Bis zum 30. Juni 2013 können Sie an dem Namenswettbewerb teilnehmen. Unter allen Teilnehmern verlosen wir das Buch „Schreiadler – Vogel ohne Lebensraum“ von Dr. Peter Wernicke.

Jetzt teilnehmen

Wo leben die meisten Schreiadler?

Mit rund 3.500 Brutpaaren gehört Lettland zum Kerngebiet der Schreiadler-Verbreitung in dem ca. 20-22 % der Welt-Population leben. Und auch die weltweit höchste lokale Siedlungsdichte konnte im Jahr 2003 in Lettland festgestellt werden: Auf einem Areal von 100 km² brüteten 32 Schreiadlerpaare. Zum Vergleich: In Deutschland brüteten insgesamt 2012 nur noch 108 Schreiadler-Paare. Seit Beginn der 1990er Jahre hat Brandenburg ein Drittel seines Brutbestandes an Schreiadlern verloren. In Sachsen-Anhalt gilt der Schreiadler seit vergangenem Jahr als ausgestorben.

Leider ist aber auch in Lettland für die Zukunft eine weitere Abnahme der Brutpaare zu erwarten. Nachdem die Privatwälder bereits seit Mitte der 1990er Jahre intensiv genutzt werden, setzte eine intensive Bewirtschaftung von staatlichen Wäldern erst in den letzten Jahren ein. Mit dem Beitritt zur EU und dem Anschluss an die gemeinsame Agrarpolitik folgte auch eine Intensivierung der Landwirtschaft die noch lange nicht abgeschlossen ist. Damit sind die Lebensraumbedingungen der Schreiadler in Lettland insgesamt gefährdet.

Nachwuchs bei Familie Schreiadler: Das erste Küken ist geschlüpft!

Schreiadlerküken im Nest, Aquila pomarinaNachdem „Frau“ Schreiadler 34 Tage gebrütet hat, ist am Sonntag, den 09.06.2013 das erste von zwei Küken geschlüpft. Noch ist der Nachwuchs nur ein winziges Federbällchen mit großen Augen. Die meiste Zeit verbirgt sich das Küken unter dem schützenden Altvogel. Nur hin und wieder riskiert der Winzling einen Blick in die Welt – und in die Kameralinsen von „Adler-TV“. Denn wie aus dem kleinen Küken ein stolzer Schreiadler wird, können Sie live per Mausklick über www.schreiadler.org mitverfolgen. „Adler-TV hat schon eine richtige Fan-Gemeinde“, sagt Dr. Andreas Kinser, Koordinator des Schreiadler-Schutzprogramms der Deutschen Wildtier Stiftung. „Wer einmal per Web-Kamera in den Adlerhorst geblickt hat, kann sich der Faszination nicht mehr entziehen. Wir alle sind gespannt, wie sich der Nachwuchs entwickeln wird.“ In den nächsten Tagen wird vermutlich der zweite Jungvogel schlüpfen.

 

Damit aus dem Küken ein stolzer Jungvogel wird, schaffen die Altvögel Frösche oder kleine Säugetiere wie Mäuse und Maulwürfe in den Adlerhorst, der sich im lettischen Naturreservat Teici befindet. Im Rahmen des Schreiadler-Schutzprogramms arbeitet die Deutsche Wildtier Stiftung dort mit Dr. Bergmanis zusammen, der auch die Web-Kamera installiert hat. „Der Blick in die Kinderstube des Schreiadlers ist nicht nur ein Vergnügen, sondern liefert wichtige Erkenntnisse über die Küken-Nahrung der stark gefährdeten Adler-Art“, sagt Dr. Andreas Kinser. Dank dieser Informationen können auch effektive Schutzmaßnahmen entwickelt werden, die vor allem in Deutschland nötig sind. Nur noch knapp 100 Paare brüten in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg und der Schreiadler ist bei uns damit vom Aussterben bedroht. Gemeinsam mit Land- und Forstwirten entwickelt die Deutsche Wildtier Stiftung eine schreiadlerfreundliche Landbewirtschaftung, die nicht zu wirtschaftlichen Nachteilen bei den Betrieben führt.

Was Schreiadler zum Fressen gern haben

Was steht auf dem Speiseplan eines Schreiadlers? Die Aufzeichnungen der Web-Kamera haben im letzten Jahr gezeigt, dass Frösche (51 %) und Feldmäuse (32 %) den größten Nahrungsanteil ausmachen. Einen der Anzahl nach geringen Anteil nehmen Maulwürfe ein (5 %), sie sind jedoch mit Blick auf ihre Biomasse eine ebenfalls bedeutsame Nahrungsquelle. Doch wie sieht es mit der Nahrung im Winter aus, wenn sich Schreiadler im südlichen Afrika aufhalten?

 

Im Januar 2010 konnten besenderte Schreiadler im Krüger-Nationalpark in Südafrika beobachtet werden. Dabei zeigte sich, dass eine wichtige Nahrungsquelle des Schreiadlers die Nestlinge des sogenannten Blutschnabelwebers, einer weit verbreiteten Singvogelart in Afrika, darstellen.

 

Eine weitere wichtige Nahrungsquelle sind Termiten. Dabei ist auch diese Jagdweise nicht mit der Nahrungssuche in den hiesigen Brutgebieten vergleichbar: Die Schreiadler sitzen am Fuß der bis zu sieben Meter hohen Termitenhügel und warten, bis Termiten den Hügel verlassen. Da Termiten sehr proteinreich sind, ist diese Nahrungsaufnahme sehr effektiv.

Woher hat der Schreiadler eigentlich seinen Namen?

Der Schreiadler verdankt seinen Namen dem klangvollen „tjück“-Rufen und ist grundsätzlich ein sehr ruffreudiger Vogel. Sein Ruf ist in etwa so laut, wie das Bellen eines Hundes. Der kleinste in Deutschland heimische Adler wird aber nach seinem Verbreitungsschwerpunkt bei uns auch Pommernadler genannt. Sein lateinischer Name lautet auch daher Aquila pomarina.

Wo der Schreiadler in Deutschland noch vorkommt

In Deutschland ist der Schreiadler vom Aussterben bedroht. War der Schreiadler um 1900 noch flächendeckend in den nordöstlichen Bundesländern und in Bayern anzutreffen, zählte man 2012 nur noch 108 Brutpaare in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg.

 

Wo die letzten Schreiadler in Deutschland vorkommen, finden Sie auf unserer Verbreitungskarte.

 

Weltweit rechnet man mit 15.000 bis 20.000 Schreiadler-Brutpaaren. Mit ca. 3.500 Brutpaaren gehört Lettland zum Kerngebiet der Schreiadler-Verbreitung. Etwa 20-22 % der Welt-Population lebt in dem baltischen Staat, darunter auch das Schreiadler-Pärchen der Livecam.

Ei-Ei-Ei

In 15 Metern Höhe brütet der Schreiadler. Doch wie sehen die Eier aus und wie lange müssen wir uns auf den Schreiadler-Nachwuchs noch gedulden?

In der Regel legen Schreiadler zwei Eier, in ganz seltenen Fällen sogar drei. Meist brütet dabei das Schreiadler-Weibchen, während das Männchen für die Beschaffung von Nahrung zuständig ist. Die Eier sind im Mittelmaß 62,9 x 50,7 mm groß, wiegen bis zu 80 Gramm und sind braun bis rötlich gefärbt. Häufig ist das zweite gelegte Ei kleiner – ein Nachteil entsteht für das Küken aber dadurch nicht. Noch bis Mitte Juni müssen wir uns wohl noch gedulden, schließlich beträgt die Brutdauer zwischen 37 und 41 Tagen.

Wussten Sie, dass…

Wie gehofft, brütet das Schreiadler-Weibchen auch in diesem Jahr wieder in dem Horst, an dem Ugis Bergmanis, der lettische Kooperationspartner der Deutschen Wildtier Stiftung, vor der Ankunft der Schreiadler eine Web-Kamera befestigt hatte. Doch das ist nicht selbstverständlich: Wussten Sie schon, dass ein Schreiadlerhorst häufig bereits vom Mäusebussard oder Kolkraben besetzt ist, wenn der eigentliche Hausherr im April aus seinem Winterquartier heimkehrt? Schreiadler haben daher meist in der Nähe ihres vorjährigen Horstes sogenannte Wechselhorste, in denen sie im Notfall brüten können. Ugis Bergmanis hat aber einen Trick, um frühzeitige „Hausbesetzer“ zu vertreiben: Er hatte bis kurz vor die Ankunft der Adler eine Puppe in den Schreiadlerhorst gesetzt.

Guter Start für Adler-TV

Schreiadler-EierNun ging alles ganz schnell: Mit Balzrufen und imposanten Girlandenflügen hatte das Schreiadlerpärchen tagelang umeinander geworben – mit Erfolg! Zwei Eier liegen im sorgfältig mit Laub und frischen Zweigen ausgepolsterten Adler-Horst und werden von den Vogeleltern in spe in 15 Meter Höhe bebrütet. Per Live-Kamera ist ein Blick in die zukünftige „Kinderstube“ der Küken im lettischen Naturreservat Teici jederzeit unter www.schreiadler.org möglich. „Das ist ein guter Auftakt für Adler-TV“, sagt Dr. Andreas Kinser, Schreiadler-Experte der Deutschen Wildtier Stiftung. Da Schreiadler sehr spät aus ihren Winterquartieren zurückkehren, kann man nie ganz sicher sein, welche Horste besetzt werden. „Wir sind froh, dass das Brutgeschehen auch dieses Jahr wieder vor laufenden Kameras stattfindet“, so Kinser weiter.