Besenderte Schreiadler live verfolgen
Schreiadler gehören zu den Vielfliegern unter den Zugvögeln. Jedes Frühjahr und jeden Herbst legen sie über 10.000 Kilometer zwischen ihren Überwinterungsgebieten im südlichen Afrika und ihren Brutgebieten in Europa zurück. Dank moderner Technik lassen sich der Herbst und der Frühjahrszug einiger Exemplare in Echtzeit im Internet verfolgen.
In mehreren internationalen Projekten wurden Schreiadler mit einem 20 bis 50 gr leichten GPS-Sender ausgestattet, der die Positionsdaten der Vögel regelmäßig an die jeweilige Forschergruppe sendet, die die Ortungsdaten auf verschiedenen Internetseiten ständig aktualisieren. Auf der Internetseite von birdmap (Lettland & Estland) können Sie im Frühjahr und Herbst den Zug der Adler verfolgen
Zugbiologie der Schreiadler
Als sogenannter Thermiksegler nutzen Schreiadler während des Zuges die Aufwinde über Land, um weite Strecken seines Zuges gleiten zu können. Die Überquerung von Meeren ist dadurch ausgeschlossen. Zum Herbstzug ziehen erfahrene Altvögel aus Deutschland in Richtung Süd-Osteuropa und überqueren mit dem Bosporus die Meerenge zwischen Europa und Kleinasien. Danach passieren die Vögel die Sinai-Halbinsel und erreichen mit der Überquerung des Suezkanal den Afrikanischen Kontinent. Ab Mitte November hält sich der größte Teil der Schreiadler in Simbabwe, Sambia, Mosambik, dem Norden Namibias sowie dem Nord-Osten Südafrikas auf. Die Greifvögel folgen hier den Regenfronten, die für ein gutes Nahrungsangebot sorgen. Dadurch sind Schreiadler manchmal in Gruppen von bis zu 1.000 Vögeln anzutreffen.
Bis die Schreiadler ihre im Frühjahr ihre Brutgebiete in Europa erreicht haben, sind sie mindestens 65 Tage unterwegs. Das ist auch für einen echten Vielflieger kein Spaziergang! Während des Frühjahrszuges legen sie regelmäßig längere Flugpausen ein um sich mit Nahrung zu stärken. Ihre bevorzugte Beute sind kleinere Vögel wie beispielsweise die Blutschnabelweber. Sie sind zwölf Zentimeter groß und leben in den Savannen Afrikas. Sie liefernden Schreiadlern auf ihrem Frühjahrszug Richtung Europa die nötige Energie für den Langstreckenflug.
Gefahren auf dem Herbst- und Frühjahrszug
Bei ihrer Reise sind die Schreiadler zahlreichen Gefahren ausgesetzt. Eine häufige Todesursache der Altadler ist die illegale Jagd in den Ländern des Nahen Ostens oder auch in der Türkei, wo es noch immer als ein Statussymbol betrachtet wird, Greifvögel zu jagen. Die Deutsche Wildtier Stiftung unterstützt daher internationale Bemühungen zum Schutz von ziehenden Arten. Die Jungvögel sterben dagegen häufig durch Wahl der „falschen“ Zugrichtung: Wählt ein Jungadler eine Zugroute über das Mittelmeer wird er zwangsläufig ertrinken. Zunehmend werden alle Zugvögel auch durch riesige Windparks entlang der Zugrouten wie etwa in Israel bedroht.
Grundsätzlich gilt das Zugverhalten von Greifvögeln als angeboren. Wie alle Zugvögel orientieren sich Schreiadler bei ihrem Zug am Magnetfeld der Erde, der Sonne und an markanten Landmarken wie Gebirgsketten oder Küstenlinien.
Flugdaten des Schreiadlers
Startgebiet Winterzug: Baltikum, Polen, Weißrussland, Balkan, Deutschland
Zielgebiet: Simbabwe, Sambia, Mosambik, Namibia, Südafrika
Länge der Zugroute: ca. 10.000 km
Zughöhe: max. 2.000 m
Zuggeschwindigkeit: 40-60 km/h
max. Zugstrecke/ Tag: > 500 km (Ø 150 km /Tag)
Zugdauer: ca. 65 Tage