Seit Mitte der 1990er Jahre ist die Zahl der Schreiadler in Deutschland auf ca. 100 Brutpaare in Mecklenburg-Vorpommern, etwa 20 Paare in Brandenburg und einem Paar in Sachsen-Anhalt geschrumpft – in allen anderen Bundesländern ist der kleinste Adler Deutschlands bereits ausgestorben! Denn der Schreiadler gehört zu den Verlierern des Strukturwandels in unseren Landschaften.
Mit dem Umbruch von Dauergrünland, der Nutzungsintensivierung auf verbliebenem Grünland und dem Wegfall der obligatorischen Flächenstilllegung ist auch der Brutbestand des Schreiadlers zurückgegangen. Dabei steht die Art nur stellvertretend für eine große Anzahl an Arten in den Offenland- und Waldlebensräumen. Seine Ansprüche an das Offenland gleichen denen anderer Greifvogelarten wie dem Rotmilan, seine Ansprüche an den Waldlebensraum denen anderer anspruchsvoller Waldarten wie Schwarzstorch, Mittelspecht oder Mopsfledermaus.
Neben dem Verlust geeigneter Lebensräume durch intensive Land- und Forstwirtschaft liegt der Hauptgrund für den Rückgang des Schreiadlers in der illegalen Verfolgung von Greifvögeln auf den Zugwegen. Der enorme Zubau von Windkraftanlagen ist ein neuer Faktor, der die Qualität von Schreiadler-Lebensräumen negativ beeinflussen kann.