Deutsche Wildtier Stiftung fordert: Bundesregierung muss endlich gegen internationale Greifvogeljagd vorgehen
(DeWiSt/ Der Falke) Hamburg, 5. Dezember 2018. Es geschah am 10. Oktober, auf dem Flug in den sonnigen Süden: Ein Schuss – und Schreiadler „Dieter“ aus Mecklenburg-Vorpommern fiel tot vom Himmel. Vermutlich nur, weil Vogeljäger im Libanon eine gefiederte Männlichkeits-Trophäe mit nach Hause nehmen wollten. Wie das Journal „Der Falke“ in seiner Dezember-Ausgabe berichtet, werden schätzungsweise mehrere tausend Schreiadler und unzählige weitere Greif- und Singvögel jedes Jahr beim Überfliegen des Libanon getötet. „Illegale Abschüsse im Nahen Osten machen unsere Bemühungen zum Schutz des bei uns äußerst seltenen Schreiadlers zunichte“, kritisiert Dr. Andreas Kinser von der Deutschen Wildtier Stiftung scharf.
Insgesamt brüten nur noch knapp 130 Schreiadler-Paare in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Einer von ihnen war „Dieter“, der einen Sender trug und jedes Jahr im April in sein angestammtes Brutgebiet an die Ostseeküste bei Greifswald zurückkehrte. Hier hat er mit seiner Partnerin drei Jahre lang jedes Jahr einen Jungvogel groß gezogen. Und hier, wo eine intensive Land- und Forstwirtschaft die größten Bedrohungen für die Schreiadler sind, werden seine Lebensräume mit viel Geld und Engagement geschützt. Die Deutsche Wildtier Stiftung verfolgt selbst seit vielen Jahren ein Schreiadler-Schutzprogramm, kauft Flächen und schließt Verträge mit Landwirten und Waldbesitzern, damit die Lebensräume des Schreiadlers erhalten bleiben. „Alle Mühen, den imposanten Greifvogel zu schützen, nützen aber nichts, wenn die Schreiadler von Wilderen einfach abgeschossen werden.“ sagt Kinser.
Nach Recherchen des Komitees gegen den Vogelmord und des Journals Der Falke werden jedes Jahr etwa 5.000 Schreiadler im Libanon getötet . Die Schätzung beruht auf der Auswertung zahlreicher Indizien. Funde abgeschossener Adler, Augenzeugenberichte, Daten beringter und besenderter Vögel, Trophäenfotos und Statistiken von Pflegestationen gingen in die Auswertung ebenso ein wie eine Analyse der Zugintensität- und dichte von Schreiadlern in der Region. „An Tagen mit starkem Durchzug kann es bereits an einem einzigen Konzentrationspunkt zum Abschuss von hunderten Adlern kommen“, warnen Thomas Krumenacker und Axel Hirschfeld, die Autoren des Beitrags im Journal der Falke.
Den Artikel im Journal Der Falke (12/ 2018 Jg. 65) über die Zugvogeljagd im Libanon finden Sie hier.
Bonner Konvention zum Schutz wandernder Arten
Ein Instrument für den internationalen Schutz wandernder Greifvögel ist die Bonner Konvention zum Schutz wandernder Arten. Der darin enthaltenen Erklärung zum Schutz von Greifvögeln (Raptors Memorandum of Understanding) ist der Libanon bereits im Jahr 2015 beigetreten. Für den Artenschutz war dies ein großer Erfolg, den vor allem Thermiksegler wie der Schreiadler nutzen die Küstenlinie des Libanon, um das Mittelmeer zu umfliegen. Seither ist der Libanon jedoch seiner Pflicht zum Schutz der ziehenden Arten in keiner Weise nachgekommen. „Wir fordern die Bundesregierung auf, sich auf internationalem Parkett endlich für ein Ende der illegalen Jagd auf Schreiadler und andere Greifvögel im Nahen Osten einzusetzen.“ sagt Kinser. Die nächste Gelegenheit dazu ist bereits Mitte Dezember: Dann findet ein Arbeitstreffen der Bonner Konvention zum Schutz von Greifvögeln in der Schweiz statt.
Eine Karte der Gebiete, in denen Schreiadler illegal gejagt werden, finden Sie hier.