Hohe Seeadler-Dichte ohne Nachteile für Schreiadler
Kleinere Greifvögeln verlassen häufig ihre Brutgebiete, wenn deutlich stärkere Greifvögel ihren Lebensraum ebenfalls zu nutzen beginnen. Vor diesem Hintergrund ist mit dem starken Anwachsen der Seeadler-Populationen (Haliaeetus albicilla) in den vergangenen Jahren auch ein Einfluss auf kleinere Greifvögel und dabei besonders auf den Schreiadler (Clanga pomarina) zu erwarten. Wissenschaftler des Nature Research Centre in Vilnius (Litauen) haben untersucht, wie sich Habitatüberlappung und räumliche Verteilung von See- und Schreiadlerbruten auf den Fortpflanzungserfolg des nur ein Drittel so großen Schreiadlers in Gebieten nahe der Ostsee auswirken. In den untersuchungsgebieten war die Seeadlerdichte besonders hoch.
Im Vergleich zu den Seeadler-Horsten gab es um die Brutplätze der Schreiadler herum weniger Gewässer, gleichzeitig nutzten sie landwirtschaftliche Flächen und Brachen bzw. Ödland häufiger als die Seeadler. Unabhängig von ihrem Abstand zum nächst gelegenen Seeadler-Horst kehrten die Schreiadler jedes Jahr zu ihren traditionellen Brutplätzen zurück. Der Reproduktionserfolg der Schreiadler-Paare war dabei unabhängig sowohl von der Entfernung zum nächstgelegenen Seeadlerpaar als auch dessen Bruterfolg oder die Anzahl von Seeadler-Paaren innerhalb eines Umkreises von 3 km um den Schreiadler-Brutplatz. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass zumindest im untersuchten litauischen Gebiet Schreiadler keine Nachteile durch die Koexistenz mit Seeadlern hatten.
Zu der Studie von Dementavičius et al. gelangen Sie hier: