Obama vs. Zeitungsente

taz_Obama vs. SchreiadlerEs wäre eine Sensation in Sachen Schreiadler: Wie die online-Ausgabe der taz am 20.05. berichtet, gefährden die Vorbereitungen zum G7-Gipfel im oberbayerischen Wettersteingebirge den seltenen Schreiadler. Unter anderem soll in einem Naturschutzgebiet ein Hubschrauberlandeplatz gebaut werden auf dem am 7. Juni US-Präsident Obama landen soll. Allein: Die seltenen Schreiadler sind in Bayern seit vielen Jahrzehnten bereits ausgestorben! Die aktuelle Verbreitung der letzten knapp 110 Brutpaare hat die Deutsche Wildtier Stiftung auf einer Karte zusammengestellt. Sie zeigt, dass die südlichsten Brutplätze des Schreiadlers in Bandenburg über 600 Kilometer vom Tagungsort des G7-Gipfels Schloss Elmau entfernt sind. Wahrscheinlicher als eine ornithologische Sensation ist daher die Verwechslung mit dem bei uns nur in den Alpen vorkommenden Steinadler (Aquila chrysaetos).

 

Steinadler sind mit ca. 90 cm Körperlänge viel größer als Schreiadler (ca. 65 cm) und wiegen etwa das Dreifache. Eins haben Schreiadler und Steinadler dann aber doch gemeinsam: Beide sind auf der Roten Liste als „Stark gefährdet“ eingestuft.

Schlüpfen, fressen, Fliegen lernen: Best of Adler-TV

In der Saison 2015 wird es leider keine Livebilder aus dem Schreiadlerhorst geben: Beide in Lettland mit einer Webkamera vorbereiteten Nester sind in diesem Jahr nicht besetzt. Als einen kleinen Ersatz und als frühzeitige Einstimmung auf eine neue Chance im Jahr 2016  hat die Deutsche Wildtier Stiftung ein „Best Of“ der spannendsten Szenen von Adler-TV aus den letzten Jahren zusammengestellt. Unter anderem können die Attacke eines Habichts auf einen Nestling, der Diebstahl eines unbefruchteten Eis durch einen Kolkraben oder der einsetzende Kainismus kurz nach dem Schlupf des zweiten Kükens beobachtet werden.

 

Das „Best Of Adler-TV“ finden Sie hier.

 

Durch die in diesem Jahr extrem späte Ankunft der Schreiadler in ihren Brutgebieten zeichnete sich eine Enttäuschung bereits seit längerem ab. Der Grund für die europaweit beobachtete extrem späte Rückkehr der Schreiadler liegt wahrscheinlich in der extremen Dürre, die im vergangenen Winter in vielen Überwinterungsgebieten in Afrika geherrscht hat. Auf ihrem Rückflug musste ein großer Teil der Greifvögel einen längeren Aufenthalt in Zentralafrika eingelegt, um Energie zu tanken.

 

Dabei gab es vor einer Woche noch Hoffnung: Das Schreiadler-Weibchen flog an das Nest und konnte für einige Stunden live im Internet beobachtet werden. Wenig später erschien auch das Männchen in Horstnähe: Das Hoffnungsbarometer stieg deutlich an. Doch leider blieben weitere Aktivitäten am Horst bis heute aus. Damit ist die Saison von Adler-TV bereits beendet, bevor sie richtig begonnen hat.