„Pepe“ ist auf Platz eins gelandet!

Sie haben gewählt: Der Nachwuchs im Adlerhorst wird „Pepe“ heißen. Das Schreiadler-Küken hat damit einen international verbreiteten Kose-Namen und weltbekannte Namensvettern: zum Beispiel einen Astronomen aus der Schweiz, einen türkischen Politiker, den Bischof von Las Vegas und natürlich den neuen Münchener Fußballtrainer. Sie heißen ebenfalls „Pepe“. Die Koseform von José (Josef) kommt aus dem Spanischen. Auf dem zweiten Platz liegen „Wilhelm-Alexander“ und auf dem dritten „Truman“. Die Deutsche Wildtier Stiftung bedankt sich bei allen Schreiadler-Fans, die beim Namenswettbewerb mitgemacht haben. Die  Gewinner werden in den nächsten Tagen bekannt gegeben.

Flieg, Schreiadler, flieg!

Wussten Sie, dass der Schreiadler im Flug seine Flügel brettartig ausbreitet und damit ein typisch adlerartiges Flugbild hat? Adler sind grundsätzlich ausgezeichnete Flieger, die ihre Beute meist lebend greifen. Ihre sprichwörtlichen „Adleraugen“ erlauben ihnen, kleinste Bewegungen ihrer Beutetiere aus sehr großen Höhen und unter schwierigen Lichtverhältnissen wahrzunehmen.

 

Der Schreiadler braucht dafür offene Landschaften wie Feuchtwiesen und Weiden, wo er sich sogar noch aus 10 Metern Entfernung kopfüber auf seine Beute stürzt. Der wahre Flugkünstler trägt seine Beute – größtenteils Wühlmäuse und andere Kleinsäuger und in Feuchtbiotopen Amphibien – nicht wie andere Greifvögel mit den Fängen, sondern mit dem Schnabel davon.

 

Allerdings jagt der Schreiadler nicht nur aus dem Suchflug und vom Ansitz, sondern auch zu Fuß. Ähnlich wie der Weißstorch etwa durchzieht er Wiesen und Äcker, um seine Nahrung zu finden.

Wie groß ist der Schreiadler im Vergleich zu anderen Adlerarten?

Wussten Sie, dass der Schreiadler mit etwa 65 cm Größe und einer Flügelspannweite von nur etwa 1,70 Metern der kleinste in Deutschland heimische Adler ist? Der Seeadler gilt mit einer Flügelspannweite von bis zu zweieinhalb Metern hingegen als der größte der vier Adlerarten hierzulande. Seeadler werden bis zu 90 cm groß. Da sie sich hauptsächlich von Fischen und Wasservögeln ernähren, findet man sie vor allem an den Küstengebieten.

 

Auch Steinadler werden im Vergleich zum Schreiadler sehr groß, bis zu 90 cm sogar, wobei das Männchen rund 10 cm kleiner als das Weibchen ist. Ähnlich klein wie der Schreiadler ist hier nur der Fischadler. Er erreicht eine Körperlänge von bis zu 66 cm. Im Gegensatz zu den anderen Adlerarten in Deutschland kann man ihn mit Ausnahme von Australien und der Antarktis auf jedem Kontinent antreffen.

Der kleine Unterschied macht‘s

Nach Schätzungen bliebe der Brutvogelbestand der Schreiadler schon bei einem 7 bis 10 % höheren Bruterfolg, das heißt für Brandenburg bei zwei bis drei erfolgreichen Paaren pro Jahr mehr, in den nächsten fünfundzwanzig Jahren stabil. Schon bei jährlich fünf zusätzlichen Jungvögeln in 25 Jahren wäre ein Bestandsanstieg um die Hälfte zu erreichen. Das sagen jedenfalls die Experten Dr. Jörg Böhner und Dr. Torsten Langgemach.

 

Dennoch ist der Schreiadler hierzulande auf dem absteigenden Ast. In Sachsen-Anhalt hat der Schreiadler im vergangenen Jahr seinen letzten Horst aufgegeben. Somit brüten nur noch in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg die letzten Schreiadler Deutschlands.

Der Name ist Programm

Karl oder Heinz? Eva oder Maria? Der Vorname sollte auf jeden Fall zum Familiennamen passen: Und der ist Schreiadler – oder lateinisch-vornehm Aquila pomarina! „Elvis“ Schreiadler wäre eine Option. Vom Stimmvolumen her gesehen, kann der Jungvogel es noch nicht mit dem legendären Megastar aufnehmen. Aber wenn der „Schrei“ des erwachsenen Adlers dem Tier dann alle Ehre macht, kämen wir der Sache schon näher. Bei „Wilhelm-Alexander“ könnte gekrönten Häuptern in den Niederlanden eventuell ein Zacken aus der Krone springen. Doch die Mitarbeiter der Deutschen Wildtier Stiftung haben den Namen ausgewählt. Auch „Flocke“ und „Pepe“ sowie „Truman“ sind im Rennen. „Truman“ war übrigens Hauptdarsteller in dem Film „Die Truman Show“ – er wusste als einziger nicht, dass der gefilmt wurde…! Erinnert Sie das an das Schreiadler-Küken?
Wählen Sie selbst – bis zum 14. Juli haben Sie zwischen fünf Vorschlägen die Wahl und können dem Küken einen Namen geben.

 

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Hitze im Horst: Schreiadler-Küken bekommt Sonnenschirm

Während der Sommer in Deutschland derzeit ins (Regen-)Wasser fällt, ist es am Drehort von Adler-TV im Naturreservat Teici sehr heiß. Seit Tagen klettern die Temperaturen tagsüber bis auf 30° Grad, nachts kühlt es nur unmerklich ab. Das macht auch dem Schreiadler-Küken zu schaffen: Wie die Bilder der Webcam zeigen, schläft das Küken viel. „Mama“ Schreiadler versucht den Nachwuchs hin und wieder vor direkter Sonneneinstrahlung zu schützen, indem sie mit den Flügeln eine Art „Sonnenschirm“ bildet, unter den der Jungvogel schlüpfen kann. Abkühlung ist allerdings in Sicht. Donnerstagabend werden in Teici Regen und Gewitter erwartet (mit Kameraausfällen ist zeitweise zu rechnen). Ab Freitag soll es auf 24 Grad abkühlen.

Schreiadler wachsen schnell

Mit Fröschen, Feldmäusen und Maulwürfen zum „Pilotenschein“

Man kann förmlich zuschauen, wie schnell Schreiadler-Küken wachsen! Schon nach zwei Tagen wog der Jungvogel ungefähr 90 Gramm. Jetzt ist aus dem „Feder-Bällchen“ ein etwa 280 Gramm schweres Küken geworden. Bereits nach zwei Wochen wiegen untersuchte Jungvogel ungefähr das Vierfache ihres Ursprungsgewichts.
Mittlerweile bringt nicht nur Vater Schreiadler Nahrung in den Horst. Auch die Mutter verlässt nun häufiger den Nachwuchs, um Beute zu jagen. Besonders Frösche, Feldmäuse und Maulwürfe hat das Schreiadler-Küken zum Fressen gern – und wächst bei diesen Delikatessen in rasender Geschwindigkeit. Doch noch wird es einige Wochen dauern, bis der Jungvogel groß genug ist, um zum Ästling zu werden. Dann ist er zwar noch nicht flügge, traut sich aber auf Äste, um von dort von Mutter und Vater weiter versorgt zu werden.

Kainismus im Schreiadler-Horst

Die Gründe für Kainismus sind bis heute nicht abschließend geklärt. Das Phänomen ist unabhängig vom Ernährungszustand der Küken. Es könnte sein, dass das Zweitgeborene von der Natur als eine Art Reproduktionsreserve für besonders nahrungsreiche Jahre vorgesehen ist. In diesen extrem seltenen Fällen bleibt der Aggressionstrieb aus und beide Küken werden aufgezogen. Das Küken aus dem Adlerhorst herauszuholen, würde beide Jungvögel gefährden, denn Schreiadler reagieren sehr sensibel auf Störungen.

Schreiadler-Nachwuchs sucht Namen

Der Schreiadler-Nachwuchs ist jetzt zehn Tage alt und soll einen Namen bekommen. Bis zum 30. Juni 2013 können Sie an dem Namenswettbewerb teilnehmen. Unter allen Teilnehmern verlosen wir das Buch „Schreiadler – Vogel ohne Lebensraum“ von Dr. Peter Wernicke.

Jetzt teilnehmen

Wo leben die meisten Schreiadler?

Mit rund 3.500 Brutpaaren gehört Lettland zum Kerngebiet der Schreiadler-Verbreitung in dem ca. 20-22 % der Welt-Population leben. Und auch die weltweit höchste lokale Siedlungsdichte konnte im Jahr 2003 in Lettland festgestellt werden: Auf einem Areal von 100 km² brüteten 32 Schreiadlerpaare. Zum Vergleich: In Deutschland brüteten insgesamt 2012 nur noch 108 Schreiadler-Paare. Seit Beginn der 1990er Jahre hat Brandenburg ein Drittel seines Brutbestandes an Schreiadlern verloren. In Sachsen-Anhalt gilt der Schreiadler seit vergangenem Jahr als ausgestorben.

Leider ist aber auch in Lettland für die Zukunft eine weitere Abnahme der Brutpaare zu erwarten. Nachdem die Privatwälder bereits seit Mitte der 1990er Jahre intensiv genutzt werden, setzte eine intensive Bewirtschaftung von staatlichen Wäldern erst in den letzten Jahren ein. Mit dem Beitritt zur EU und dem Anschluss an die gemeinsame Agrarpolitik folgte auch eine Intensivierung der Landwirtschaft die noch lange nicht abgeschlossen ist. Damit sind die Lebensraumbedingungen der Schreiadler in Lettland insgesamt gefährdet.